Wir sind der Meinung, dass zirkuläres Wirtschaften das Modell der Zukunft ist. Unsere Ambition ist es, den Einsatz nachhaltiger Materialien in unseren Reifenprodukten bis spätestens 2050 auf 100 Prozent zu erhöhen. Rezyklierte Materialien sollen maßgeblich dazu beitragen. Bis spätestens 2050 wollen wir im Reifenbau 60 Prozent Materialien einsetzen, die aus Altreifen zurückgewonnen wurden.
Im Rahmen eines Kreislaufsystems werden Reifen künftig Ausgangsstoff für neue Reifen.
Jorge Almeida, Leiter Nachhaltigkeit des Reifenbereichs von Continental
Reifen bestehen aus einer Vielzahl von Materialien und müssen höchste Sicherheitsanforderungen erfüllen. Was bei Kunststoffen, Glas, Papier und vielen Metallen bereits gang und gäbe ist, ist bei Reifen eine Herausforderung: aus alten Reifen wieder neue herzustellen.
Reifen bestehen aus unterschiedlichen Komponenten und Gummimischungen. Einige Bestandteile , wie z.B. Stahl, aber auch die Lauffläche, können bereits heute durch mechanisches Recycling wieder voneinander getrennt werden. Bei den Gummimischungen ist dies schwieriger und erfordert chemische Zwischenschritte.
Am Beispiel von Knetmasse lassen sich die Herausforderungen gut verdeutlichen:
Reifen bestehen aus einer Karkasse und einem Laufstreifen. Während die Karkasse oft noch intakt ist, hat das Profil bereits das Ende seiner Lebensdauer erreicht. Bei der Runderneuerung wird der Laufstreifen, sowie bei der sogenannten Heißrunderneuerung auch die Seitenwand des Reifens, abgeraut und ersetzt. Die Karkasse wird so für ein zweites und sogar drittes Reifenleben vorbereitet. Wir nutzen dabei modernste Analyseverfahren, Fertigungsmethoden und Recyclingtechnologien.
Seit 1903 setzen wir mit der Runderneuerung von Lkw-Reifen ein Zeichen für Nachhaltigkeit. Durch die Verlängerung der Lebensdauer von Reifen tragen wir seit über 120 Jahren zur Ressourcenschonung und Kostensenkung bei. Jährlich runderneuern wir weltweit mehr als eine Million Lkw- und Busreifen. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) sparen runderneuerte Reifen bis zu 50 Prozent CO2-Emissionen im Vergleich zu Neureifen ein. Zudem bestehen sie bis zu 85 Prozent aus recycelten und erneuerbaren Materialien. Dabei bieten sie in puncto Traktion, Haftung und Sicherheit eine Neureifen vergleichbare Leistung.
Im Jahr 2013 haben wir unser ContiLifeCycle-Werk in Hannover-Stöcken eröffnet, das Runderneuerungs- und Recyclingwerk kombiniert. Mit einem integrierten Ansatz aus Heißrunderneuerung und einer speziell entwickelten Gummirecyclinganlage setzen wir uns hier aktiv für die nachhaltige Nutzung von Rohstoffen, Wasser und Energie ein. Seit Bestehen der Anlage sind rund 10.000 Tonnen Material in neue Mischungen geflossen, die ohne den Recyclingprozess zu Abfall geworden wären. Damit leistet das ContiLifeCycle-Werk seit seiner Inbetriebnahme einen Beitrag zur mehr Nachhaltigkeit in der Reifenindustrie.
Im Rahmen der Pyrolyse können Gummimischungen in einige ihrer Ausgangsstoffe getrennt werden. Das betrifft vor allem Öl, Gas und Kohlenstoff. Pyrolyse-Öl kann zum Beispiel genutzt werden, um neue Rohmaterialien herzustellen. Um das Recycling von Altreifen durch Pyrolyse weiter zu optimieren, arbeitet Continental u.a. mit Pyrum Innovations zusammen.
Pyrum zersetzt Altreifen von Continental in Industrieöfen durch ein spezielles Pyrolyseverfahren in einzelne Bestandteile. Auf diesem Weg können wertvolle Rohstoffe, die in Altreifen enthalten sind, extrahiert und recycelt werden. Beide Unternehmen arbeiten darauf hin, mittelfristig hochwertigem Ruß auch qualitativ hochwertige Rohmaterialien aus dem gewonnenen Pyrolyseöl für die Reifenproduktion von Continental zu gewinnen. Bereits heute wird recycelter Ruß in allen Gabelstaplerreifen eingesetzt, die im Continental-Reifenwerk in Korbach, Deutschland, hergestellt werden. Im nächsten Schritt soll recycelter Ruß in Pkw-Reifen genutzt werden.
Langfristig streben beide Unternehmen ein geschlossenes Kreislaufwirtschaftskonzept für das Recycling von Altreifen an.
Die Materialkomplexität eines Reifens macht das Recycling komplizierter im Vergleich zu Produkten, die aus einem oder wenigen Materialtypen bestehen.
Das Reifenrecycling erfordert fortschrittliche Technologien und Prozesse, die Continental gemeinsam mit Partnern vorantreibt. Ziel ist es, recycelte Materialien zu entwickeln, deren Leistungsfähigkeit auf dem Niveau konventioneller Rohstoffe liegt. Denn die Qualität der Reifen beeinflusst maßgeblich das Fahrverhalten und die Stabilität eines Fahrzeugs. Und Sicherheit hat für Continental höchste Priorität.
Als einziger ausgewählter Reifenhersteller bringen wir unser umfassendes Fachwissen im EU-Projekt ZEvRA ein!
Ziel des Projekts ist es, aufzuzeigen, wie die Zirkularität von Elektrofahrzeugen entlang der gesamten Wertschöpfungskette verbessert werden kann - im Einklang mit dem Ziel der Europäischen Union, bis 2035 null CO2e-Emissionen zu erreichen.
Wir nutzen unser umfassendes Know-how und arbeiten an einem Konzeptreifen, bei dem möglichst viel recyceltes Material zum Einsatz kommt.