Wir sind vielleicht am besten als einer der weltweit führenden Reifenhersteller bekannt, aber unsere 150-jährige Geschichte ist voll von einer Vielzahl innovativer Produkte. Die Continental Caoutchouc & Gutta-Percha Company wurde 1871 gegründet – 15 Jahre bevor das erste Auto hergestellt wurde. Die industrielle Nutzung von Kautschuk steckte damals noch in den Kinderschuhen. Da die Liste der Anwendungen scheinbar von Tag zu Tag wuchs, entwickelten Continental-Ingenieure ständig neue Gummimischungen, um für jede die beste Formel zu finden. In den Anfängen unserer Marke produzierten wir eine große Auswahl an Naturkautschukprodukten, von Regenmänteln über Wärmflaschen bis hin zu Vollreifen für Fahrräder und Kutschen. Als sich das 19. Jahrhundert dem Ende zuneigte, wandten sich unsere Materialexperten etwas Neuem zu – Schuhen.
Im späten 19. Jahrhundert begannen viele Menschen eine moderne Art der Freizeitgestaltung für sich zu entdecken - eine, die Ausflüge ans Meer, Spaziergänge auf dem Land und Tennisspiele beinhaltete. Als sie sich mehr Freizeitaktivitäten widmeten, machten sie eine wichtige Entdeckung: Schwere Arbeitsstiefel oder lederbesohlte Schuhe für feinere Anlässe - das vorherrschende Schuhwerk zu dieser Zeit - waren der Aufgabe nicht gewachsen. Sie brauchten etwas Leichteres, Flexibleres und Griffigeres.
Die Antwort darauf war natürlich Gummi. Als einer der weltweit führenden Experten für dieses Material begann Continental schon bald, Schuhmacher und Schuhreparaturwerkstätten mit dieser innovativen, neuen Schuhwerklösung zu beliefern. Kautschuk ist haltbarer, griffiger, wasserfester und leichter als Leder und damit das perfekte Material für die Freizeitkleidung zur damaligen Jahrhundertwende.
Die ersten Schuhe mit Gummisohle bestanden typischerweise aus einem Canvas-Obermaterial, das mit einer etwa 8 Millimeter dicken Sohle verklebt war. In Großbritannien wurden diese Schuhe als "Plimsolls" bekannt, da die farbigen horizontalen Streifen, die die Sohle mit dem Obermaterial verbanden, wie die Wasser-Linie (Plimsoll-Linie) an einem Schiffsrumpf aussahen. Und genau wie bei einem Schiff wurde der Träger nass, wenn Wasser über die Linie kam. In den Vereinigten Staaten erhielten sie den Namen "Sneakers", da sie es ihrem Träger erlaubten, sich leise und flink an andere Menschen heranzuschleichen.
Im Laufe der Zeit und der Weiterentwicklung der Kautschuktechnologien vergrößerte Continental sein Produktportfolio. Bald gab es Lösungen für jede erdenkliche Situation - von Schwerlastsohlen für Bauarbeiter bis hin zu Absätzen, die verhinderten, dass Spritzwasser die Rückseite der Hosenbeine verschmutzte. Zur gleichen Zeit machte Continental ähnliche Fortschritte bei der Reifenentwicklung, so dass auch dieses Produktsortiment wuchs und sich weiter ausdehnte. In den 1920er- und 1930er-Jahren waren Sportschuhe mit Gummisohlen auf dem Vormarsch und Marken wie Converse, Keds, Reebok und die Brüder Dassler (die später adidas und Puma gründeten) wurden zu bekannten Namen. Während sich Continental zunehmend auf die Produktion von Reifen für den boomenden Automobilsektor konzentrierte, widmeten wir unser Know-How trotzdem weiterhin den modernsten Schuhen.
In der Nachkriegszeit stieg der Autobesitz auf der ganzen Welt rasant an. Um die wachsende Nachfrage zu beantworten, widmete sich Continental mehr und mehr unserer Kernkompetenz, der Reifenherstellung, und stellte schließlich Ende der 1990er Jahre die Produktion von Schuhsohlen ein.
Das alles änderte sich im Jahr 2007. Damals war Adidas auf der Suche nach einem kompetenten Partner aus der Gummiindustrie. Ziel war es, den Grip ihrer Lauf- und Outdoor-Schuhe zu verbessern, die Leistung zu steigern und die Sicherheit zu erhöhen. Reifen und Schuhsohlen haben viele Gemeinsamkeiten. Genau wie die Reifen eines Autos müssen Sohlen von Sportschuhen sehr hohe Belastungen, unterschiedliche Untergründe und eine Vielzahl von Wetterbedingungen aushalten. Außerdem müssen sie Temperaturen von -20°C bis 40°C standhalten. Angesichts all dieser Herausforderungen sind der Gummi und das Profildesign entscheidend für die Leistungsfähigkeit des Produkts, egal ob es sich um einen Reifen oder eine Schuhsohle handelt.
Also begannen wir gemeinsam zu forschen. Unsere Ingenieure genossen die Chance, wieder an die Tradition anzuknüpfen und ihr Fachwissen in einem anderen Bereich einzubringen. Allerdings brachte die Rückkehr ins Schuhgeschäft auch viele neue Herausforderungen mit sich. Nicht nur, dass Sohlen fest am Obermaterial haften müssen, sie müssen zudem eine große Bandbreite an Oberflächen wie Gras, Sand, Holz und Fliesen sicher bewältigen. Auch die Produktionsprozesse für Reifen und Schuhe erfordern völlig unterschiedliche Anlagen.
Anfangs arbeiteten wir mit einer Gummimischung, die für Motorradreifen bei nassem Wetter verwendet wird. Das erwies sich aber als etwas zu effektiv: Es entstand ein Schuh mit so viel Grip, dass man damit fast Wände hochlaufen konnte!
Nach jahrelangem Testen verschiedener natürlicher und synthetischer Gummimischungen, unterstützt durch Forschungsmarathons, Entwicklungssprints und Testwettbewerbe, haben unsere Ingenieure schließlich eine Erfolgsformel gefunden. Die daraus resultierenden Sohlen bieten 30 Prozent mehr Traktion und wurden mittlerweile bei über 250 verschiedenen Adidas Modellen eingesetzt. 15 Jahre später sind inzwischen mehr als 60 Millionen Paar Adidas-Continental-Schuhe verkauft worden. Außerdem hat die Partnerschaft zahlreiche Leichtathletik-Weltrekorde und olympische Medaillen hervorgebracht.
Doch das ist erst der Anfang: Die Art und Weise, wie wir Gummi herstellen, verwenden und wiederverwenden, entwickelt sich ständig weiter. Neue Gummimischungen, Technologien und ein wachsender Fokus auf Nachhaltigkeit führen zu neuen und verbesserten Prozessen und Produkten. Neben der kontinuierlichen Verbesserung der Bodenhaftung unserer Gummilaufsohlen optimieren wir immer wieder die Abriebfestigkeit des verwendeten Materials und finden neue Wege, um die Profilfläche an den Schuh und dessen Verwendung anzupassen. Wir freuen uns auf viele weitere gemeinsame Jahre der Forschung, Innovation und beim Rekorde brechen.